Bremsendienst "tutto completti"
Der Ural hat eine druckluftgesteuerte hydraulische Fremdkraftbremsanlage ohne Federspeicher. Bei Ausfall der Druckluft
steht ausser der kleinen Feststellbremse keine Bremskraft mehr zu Verfügung. Bei mangelhafter Wartung und Pflege besteht Lebensgefahr.
Vor der Inbetriebnahme sollte die gesamte Bremsanlage unbedingt nachgeschaut und instandgesetzt werden. Der Ural ist fast
nicht benutzt worden, und nach 15 Jahren überwiegendem Stehens im Freien ist eben auch nicht mehr alles neu, auch wenn erst wenige km auf dem
Zähler stehen. Mit 10 Tonnen im Rücken spaßt man nicht. Die Geschichten von wegen "Freibremsen" und so weiter kommen nicht in Frage,
nicht zuletzt weil die Ural-Feststellbremse nicht auf die Radtrommeln wirkt, sondern in die Hinterachs-Kardanwelle integriert ist
und weil sich undichte Zylinder eben vom "Freibremsen" nicht von Rost befreien und dadurch auch nicht dicht werden.
Soviel zur Theorie.
Zur Sache: Heber von der Vebeg drunter, Rad ab,
Trommel `runter und dann kam das zum Vorschein:
Ein Doppelzylinder mit zwei gangbaren und zwei festsitzenden Kolben.
Hier im Detail:
Es wäre unverantwortbar gewesen in diesem Zustand zu fahren. Wenn man erst wartet, bis die Brühe aus der Trommel tropft...
Da ist erstmal eine
Grundreinigung fällig.
Die Kolben vor der Bearbeitung
Alle Teile werden sorgsam mit Spititus vor- und
nachgereinigt, anschliessend erfolgt eine Oberflächenbearbeitung der Metallteile mit einer rotierenden Kunststoffbürste. Die alten Manschetten
sind knochenhart und werden dem Mülleimer zugeführt.
Die Radbremszylinder werden geschliffen, bis der Rost entfernt ist.
So sieht ein fertiger Zylinder aus, in den neue Manschetten, die Federn und anschließend die auf Leichtgängigkeit geprüften
Kolben mit Bremsenmontagepaste eingesetzt werden können.
Die Manschetten der Radbremszylinder haben übrigens den Durchmesser 35mm. Ich habe einfach im Bremsengroßhandel welche
in 1 3/8 Zoll (34,88mm) gekauft und verwendet. Die Passung ist gut, ja sogar viel besser als die alten es waren. Die
Manschetten kosten 2,50,-EUR per Stück. Man braucht logischerweise 24 Stück, aber die Investition lohnt sich.
Aus einem Depot in Moskau
habe ich etwa 30kg Teile bekommen (Manschetten, Reparatursätze, einen kompletten Bremskraftverstärker,
Radbremszylinder, Bremsschläuche, Dichtungen für die Reifenfüllanlage, ...). In dem Laden kann keiner auch nur
einen Brocken ausländisch. Ich war auf Unterstützung vor Ort angewiesen. Es war eine heisse Aktion mit stundenlanger Arbeit,
vielen Emails, hoffnunglos zu schwerem Handgepäck, usw. Ich danke Karl und seinem Team für die tolle und unbezahlbare Organisation!
Der radlose Ural, aufgebockt mit der fast fertiggestellten
Bremsanlage. Alles neu mit Original Teilen "Made in Russia", Hergestellt 2002. es fehlen noch die Prüfanschlüsse für die SP.
Tataaa!
Die Prüfanschlüsse, einen für jeden Bremskreis. Die originalen 14.00-20 Reifen sind natürlich
auch wieder drauf, die Anlage ist mit Bremsflüssigkeit DOT4 befüllt, entlüftet, Beläge eingestellt.
MIttlerweile hat er einen Satz
neue Reifen , mit denen es sich etwas komfortabler fährt.
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