Pflanzenoel als Dieselkraftstoff-Ersatz



Ich experimentierte mit meinem 250D W124 mit Biodiesel und Pflanzenoel als Kraftstoff.
Ich bin der persönlichen Auffassung, daß man Biodiesel und auch Pflanzenöl ohne Umbaumaßnahmen nicht so einfach verfeuern sollte. Biodiesel, da es Schläuche quellen läßt und Pflanzenöl, da es doch sehr dickflüssig ist. Pflanzenölfahren kann Einspritzpumpen zerstören! Nachfolgend beschreibe ich die erledigten Schritte meiner Umbaumaßnahmen. Ich mache diese Angaben alle nach meinem Kenntnisstand der Technik, ich übernehme ausdrücklich keine Garantie dafür, daß es bei anderen Autos nicht zu Schäden kommen kann.

Umbau 1 zum Betrieb meines w124 250D mit Biodiesel (RME)

Februar 2001: Nachdem ich etwa 10.000km problemlos mit reinem Biodiesel unterwegs war unternahm ich erste Versuche mit Pflanzenölbeimischungen. Ich begann mit 1/3 zu 2/3 Pflanzenöl zu Biodiesel. Mittlerweile habe ich zum 3.Mal die 1:1-Mischung eingefüllt und die tiefste Temperatur mit Kaltstart war morgens mit etwa 0 Grad. Die Handhabung mit 28 Bar Kompression auf allen Töpfen war einfach: Reinsetzen, Vorglühen, Starten, Losfahren.
Morgens und nach zwei bis drei Tagen Standzeit hat der Motor etwas Rundlaufproblemeunmittelbar nach dem Kaltstart. Das kann aber daran liegen, daß das Pflanzenöl die Düsen etwas verklebt und sie noch nicht richtig gängig sind oder die Einspritzdüsen nun mittlerweile 200.000km drauf haben. (Ich habe sie aber immer nachgestellt.) Nach den ersten gefahrenen Km ist das aber vorbei und das Auto fährt ganz normal. Schön wäre eine Standheizung.

Hochgeschwindigkeitsfahrten habe ich mit der 50/50-Mischung noch nicht gemacht. 150km/h habe ich aber schon gefahren und das geht locker, ohne Mühe. Es ist anzunehmen, daß er wie mit Mineraldiesel auch 180 fahren würde. Den Verbrauch habe ich noch nicht ausgerechent, aber die gefahrenen Kilometer pro Tankfüllung unterscheiden sich nicht signifikant von Mineraldiesel. Es gibt ausserdem Tage, da läuft ein Auto besser und manchmal läuft es schlechter - auch mit Mineraldiesel. Entweder hat man einen anderen Eindruck oder es ist tatsächlich so, daß Luftdruck und Temperatur für den Autobetrieb merkliche Umstände sind. Ich habe mir angewöhnt mir nichts dabei zu denken, wenn ich glaube daß mein Diesel "heute nicht so zieht". Man hört beim Pöl-Betrieb auf alle hustenden Flöhe macht dabei minutenlang das Radio aus, weil "da war doch so ein Geräusch...".

Am Pölbetrieb stört mich ein wenig der ganze Müll, wenn man bei z.B. ALDI für 1,29DM tankt. Umweltgerecht ist das sicher nicht, deshalb war ich jetzt bei der METRO und habe 10-Liter Dosen geholt. Da kostet allerdings der Liter 1,23 DM. Das Oel ist aber mit geringerer Restmenge zu entleeren, als die Flaschen. Ich habe in einem Versuch festgestellt, daß die Restmenge aus 30 Einzelflaschen 0,7 liter ergibt! Wenn man die Flaschen also nicht nach dem Ausgießen einige Minuten Kopfüber in einen Trichter hält, geht diese Menge verloren. Bei uns gibt es einfach keinen Pöl-Großhandel oder gar eine Tankstelle.

Der erste Fahreindruck nach derzeit 3000km mit der besagten Mischung ist bestens. Das Auto startet und fährt eigentlich wie als ob Mineraldiesel drin wäre. Der Geruch spricht allerdings etwas anderes. Ich habe das Pöl-Experiment versucht, nachdem ich mit RME bereits über 10.000km ohne Panne zurückgelegt habe.

Umbau 2 zur Erhöhung des Pflanzenölanteils:

März 2001:
Da ich der Auffassung bin, daß Pflanzenöl besonders in der Warmlaufphase noch ein ungenügendes Schmier-und Fließverhalten hat, möchte ich die Heizleistung der serienmäßigen Kraftstoffvorwärmung besser nutzen. Ich habe den Kraftstoffthermostat unterhalb der Einspritzpumpe ausgebaut und zerlegt. Nach dem ausführlichen Studieren des Funktionsprinzips bin ich zu der Erkenntnis gelangt, daß diese Heizung wirklich nur dazu da ist, bei ausserordentlich sibirischen Temperaturverhältnissen, den Dieselkraftstoff am Einfrieren zu hindern. Ich habe den Thermostaten fein eingetütet und im Ersatzteilregal eingelagert. Die Schläuche habe ich nun so verbunden, daß der Vorlauf vom Tank nun direkt in den Wärmetauscher fließt und der Ausgang des Wärmetauschers nun in die Förderpumpe gelangt. Die gesamte Fördermenge wird nun vor dem Zutritt zur Förderpumpe erstmal durch die serienmäßige Kraftstoffvorwärmung geschickt. Nach der ersten Fahrt über etwa 10km sind die Leitungen trotzdem nur knapp Handwarm, obwohl das Kühlwasser 80°C hat. Wahrscheinlich ist einfach die Fließgeschwindigkeit zu schnell und die Wärmetauscheroberfläche zu klein. Zusätzlich habe ich alle Leitungen vom Wärmetauscher bis zur Einspritzpumpe mit Rohrisolation aus dem Baumarkt isoliert, um die Wärmeverluste gering zu halten. Der Erfolf ist mässig. Mehr als handwarm wird keine Leitung.

05.06.2001
Massive Aussetzer auf der Autobahn bei 3/4 vMax. Problem: Filter zu. Neuer Feinfilter, Auto fährt wieder. DieselTherm bestellt. Ich wundere mich, daß ich bereits nach 5tkm mit Pöl einen neuen Filter brauche, habe ich doch 15tkm mit RME ohne einen Filterwechsel geschafft.....

Juni 2001
Die Metro hat 10-Liter-Dosen Pflanzenöl für 1,06DM per liter im Angebot. Ich kaufe für mich 500 Liter, ein Freund für seinen 525td 250 liter und für Jojo und seinen 300GD nochmal 200 liter. Als die Palette leer war frage ich nach, ob es noch welches gibt. Der Gabelstaperfahrer meint "In der Werbung geht das Öl immer ganz gut...!" Ich weiß warum. *grins*. Ich verstaue meine 50 Dosen in meiner 4qm Kellerparzelle und freue mich. Für den Winter werde ich kaltgepreßtes Rapsöl brauchen. Keine Ahnung, wo ich das herkriegen und lagern soll.

Juli 2001
Endlich habe ich Zeit gefunden, meine Heizung von Diesel-Therm einzubauen. Entgegengesetzt der Herstellervorschrift habe ich das Modell mit der Hohlschraube (für Filterkopf) direkt in die Einspritzpumpe eingedreht. Jörg musste mir allerdings auf der Drehbank eine neue Hohlschraube drehen, weil die mitgelieferte zu gross war. Am Filtergehäuse reicht der Platz für die Heizung sowieso nicht. Allerdings muß das Luftfiltergehäuse nun unter Wärmeeinwirkung plastisch verformt werden, damit das elektrische Gelump Platz hat. Zum Heizelement wird ein Kupferwinkel dazugeschraubt, an den wiederum ein Bimetallschalter mit 40°C Trenntemperatur eingesetzt wird. Die Konstruktion ist etwas unglücklich, weil die Heizung ziemlich schnell ziemlich warm wird und somit auch der Kupferwinkel. Folge dessen ist, daß nach wenigen hundert Metern Fahrstrecke die Heizung ausgeht, weil der Thermoschalter ausgelöst hat, die Einspritzpumpe aber noch nicht mal Handwarm ist. Man muß der Gerechtigkeit halber dazusagen, daß die Diesel-Therm Heizung eigentlich keine Pöl-Heizung ist. Um nicht diesen häßlichen dicken Drehschalter der Diesel-Therm in meine Holz-Mittelkonsole einschrauben zu müssen (In Jörgs /8 macht der Schalter sich aber prima!) habe ich die bei mir mangels Airbag nicht benutzte Lampenfassung für die SRS-Airbag-Kontrolleuchte zur Diesel-Therm-Kontrolleuchte umfunktioniert. Jetzt leuchtet in meinem Kombiinstrument an Stelle der Airbag-Leuchte ein kleines oranges Lämpchen, wenn die Heizung heizt. Über die ersten 10-15 km Fahrstrecke geht die Kontrolleuchte immer wieder an und signalisiert, daß die ESP noch keine 40°C hat. Bei längeren Überlandfahrten bleibt sie allerdings dauerhaft aus. Daß der Wasserkühler stets zu 3/4 abgdeckt ist merkt der Temperaturzeiger nur bei schneller Autobahnfahrt.

Juli 2001: Ich habe den Pölanteil auf 90-100% heraufgesetzt und mein Auto fährt immernoch, wenn auch mit Einbußen. Das Auto ist bei höheren Drehzahlen spürbar zäher und dreht unwilliger hoch. Besonders im fünften Gang ist ein Beschleunigen ab 150km/h eine Geduldsprobe. Die Höchstgeschwindigkeit in der Ebene beträgt nur noch 165, statt der eingetragenen 175km/h. Eventuell liegt es am höheren Zündverzug oder der relativen Zündunwilligkeit des Pöls. Da in den niedrigeren Gängen die Abregeldrehzal erreicht wird, liegt wahrscheinlich kein Defekt vor. Bei der eben absolvierten AU gab es keine Probleme: Trübungswert 0,13 (Mit Diesel vor zwei Jahren 1,1). Ich nehme das zähere Fahverhalten einfach in Kauf, denn ich will ja keine Rennen gewinnen, sondern billig Autofahren. Dafür reicht es allemal. Beim Einbau der Heizung habe ich das Kraftstoffsystem genauer inspiziert und sehe nun von einer Änderung des Kraftstoffsystems, wie ich es hier ganz unten beschrieben habe ab. Die ESP wird wahrscheinlich mit weniger Volumenstrom durchflutet, als ich gedacht habe und da mir beim Umbau die ESP-Entüftung verlorengeht, lasse ich alles so, wie es ist.

Der Wärmetauscher

Septemper 2001: Eine weitere Heizung des Pöls halte ich persönlich an meinem Auto für nicht unbedingt notwendig, aber da man ja immer etwas zum Schrauben braucht und es sicher nicht schadet, baue ich einen sehr günstig durch das Pflanzenölfahrerforum erstandenen Plattenwärmetauscher ein, der mit Kühlwasser aus dem Heizungsvorlauf gespeist wird. Die Tauschleistung leigt bei etwa 1kW.
Angebracht habe ich diesen an der Schottwand hinter dem Motor. Das Vorbeischlängeln am Ventildeckel war wieder eine Aufgabe für Jörg und unsere Drehbank, denn es galt eine Verschraubung passend zu machen. Das Pöl wird nun nach der Förderpumpe über den Wärmetauscher in den Filter geleitet. Die serienmäßige Kraftstoffvorheizung lege ich mit Blindstopfen still. Da meine Förderpumpe keine Handpumpe hat, wie man das von den W115 und W123 her kennt versuche ich eine /8er Förderpumpe mit Handpumpe an meine Einspritzpumpe anzuschrauben. Vom Schraublochabstand her passt es, das Anlasserorgeln nach dem Belüften der Anlage stört mich aber doch sehr. Es ist unverständlich, daß man mit einem 2PS-Anlasser die Leitungen entlüften muß. Die Idee mit der Handpumpe hat sich allerdings schnell erledigt, weil die /8-Pumpe einen Rollenstössel hat, der aufgrund des Nockendesigns der OM602-Pumpe nicht funktioniert.

Oktober 2001: Der Wärmetauscher macht gewaltig Hitze. Ich habe ihn mit gelöteten Kupferrohren an den Heizungs-Vorlauf parallel zur Innenraumheizung angeschlossen und nach der elektrischen Heizungs-Umwälzpumpe wieder einmünden lassen. Die Befürchtung, daß der Innenraum dann kalt bleibt bewahrheitet sich nicht. Man kann bei Erreichen der Betriebstemperatur die Kupferrohre nicht mehr anfassen. Die Durchflutung ist also gewährleistet. Die Kraftstoffleitung vom Tank mündet nun direkt über den Leitungsfilter in die Förderpumpe, von da aus in den Wärmetauscher und vom Wärmetauscher in den Feinfilter, und dann in die ESP. Der Feinfilter ist nach wenigen Km schon deutlich erwärmt. Der Wärmetauscher funktioniert offensichtlich. Nach anfänglichen Dichtigkeitsproblemen tropft nun nichts mehr. Wieviel Grad Celsius das Pöl nun vor dem ESP-Zutritt hat, weiß ich nicht, aber ich behaupte mal es reicht, um die ESP ausreichend zu schonen. Die Diesel-Therm-Heizung heizt nach dem Kaltstart auch nur zwei Perioden, dann scheint das Pöl genug erhitzt (>40°C), sodaß die Heizung sich nicht mehr einschaltet. So hatte ich mir das gedacht!

Die Standheizung

Oktober 2001: Bei eBay habe ich das Heizgerät einer Webasto-Wasserheizung ersteigert und in den Motorraum meines 250D eingebaut. Platz genug ist ja. Anschlossen habe ich sie nie, weil mein 250D leider einem Unfall zum Opfer fiel. Nachdem ich bei Webasto über die Möglichkeit einer Ersatzteilbestellung (Dosierpumpe, Zeituhr, ...)angefragt hatte bekam ich eine Antwort, daß zur "sauberen Funktion" der Heizung der Einbau in einer Fachwerkstatt unabdingbar ist. Danke, Webasto! Ich muß nun beim Bosch-Dienst Fetzer in Gießen um Teile und Listen betteln... Ich hatte mal bei Eberspächer wegen eines Zuheizers angefragt, da kamen Tage später mehrere dicke Umschläge mit Schaltbild und Ersatzteilliste eingeflogen. Der Mensch bei Fetzer in Gießen war eine Zumutung für jeden Kunden. Er war gar nicht daran interessiert, mir Ersatzteile zu verkaufen. Widerwillig hat er dann die Listen herausgekramt und hat mir wahllos Bestellnummern an den Kopf geworfen. Ich fragte dann, warum ich die zwei Kabelbäume brauche, die er mir vorschlug. Er wusste das selbst nicht so genau und redete wirr. Ich musste den Eindruck gewinnen, er habe irgendwie einfach keine Lust. Ich verstehe es nicht, denn die Teile sind so teuer, als ob sie aus Gold wären. Es kann mir keiner erklären, daß da beim Händler nichts verdient wird. Er behauptete, er dürfe keine Kopien der Teilelisten herausgeben. Warum funktioniert das bei Webasto nicht so wie bei Eberspächer? Nach einer bösen Email an Webasto hat mich zwei Tage später ein netter Herr angerufen, hat tausendmal um Verzeihung gebeten und mir zugesagt, ich würde meine gewünschten Unterlagen natürlich sofort per Post bekommen. Der Herr meinte, daß manche Webasto-Vertriebspartner eben nicht den Wunschvorstellungen der Firma Webasto entsprechen, aber man müsse eben nehmen, was da ist. Harte Worte! Muß man denn erst immer sagen, daß man als Kunde der König ist? Wollen die am Ende mein Geld nicht? Der Umschlag von Webasto trudelt pünktlich zum Bastelwochenende ein.

Nachtrag:
Etwa ein Jahr nach dieser überragenden Serviceleistung des Fetzer-Mitarbeiters erreicht mich eine Email der Fetzer Geschäftsführung. Zitat aus der Email von Geschäftsführer Herrn Kai Fetzer:

Sehr geehrter Herr Kerzendorf,
wir sind seit 73 Jahren in Gießen ansässig und lange Jahre Webasto-Partner. Die Qualität unserer Arbeit ist in Gießen hoch angesehen. Es tut mir sehr leid, das einer unser Mitarbeiter Sie schlecht beraten und bedient hat. Sicherlich hat jeder mal einen "schlechten" Tag, obwohl dies bei einem Dienstleistungsunternehmen nicht passieren sollte ! Ich bitte die Behandlung zu entschuldigen und hoffe Sie wieder in unserem Hause begrüßen zu dürfen. Falls Sie weitere Kritik (positiv oder negativer Art) haben, wenden Sie sich doch bitte direkt an mich. Wir sind stetig an einer Verbesserung unserer Leistungen interessiert.

Mit freundlichen Grüßen
Kai Fetzer

Bosch Car Service- Ludwig Fetzer GmbH & Co KG
Steinstr. 81
35390 Gießen
Telefon: 0641/3020-232
Fax: 0641/3020-233
Mail an Kai Fetzer
http://www.bosch-fetzer.de


Keine weiteren Fragen. Oder? Wenn Sie also besonders gute oder besonders schlechte Leistungen im Hause Bosch-Fetzer in Gießen erfahren dann sprechen Sie ohne sich zu ärgern mit der Geschäftsführung, diese interessiert sich brennend dafür. Also ist der Kunde doch König. Es lebe die stetige Produktverbesserung im Sinne des Kunden. Eine Oase in der Servicewüste Deutschland.

Die Abgasuntersuchung

(Fast) ohne Worte, der Trübungswert spricht für sich:

Die Pöl-Beschaffung

November 2001
Da mein Brennstoff zur Neige geht, brauche ich Nachschub. Die Metro lässt mich verzweifeln: Sie rufen 12,60 für eine Zehnliterdose auf. Das war mir zu teuer. Beim Pöltreffen in Sinn gibt mir Fritten-Robert den entscheidenden Tipp: "Sir-Mix-A-Lot".Ich habe per Internet mit Carsten kontakt aufgenommen, der mir aus seinem Tanklager 300 liter Pöl und einen 600-liter Palettencontainer verkauft. Ich bin nach Dortmund zwar länger unterwegs, aber die Fahrt hat sich gelohnt. Cartens "Stoff" scheint meinem Mercedes zu schmecken. Ich strecke es aufgrund der Aussentemperatur mit etwa 10% RME.

Die kalten Nächte

Mittlerweile haben wir den ersten Advent 2001 und des Nachts wird es schon mal frostig. Ich tanke so etwa 50 liter Pöl und 10 liter RME. Man merkt der Fuhre doch an, daß es etwas kälter ist, denn die typischen Zündausssetzer nach dem Kaltstart sind wieder da. Wie bereits erwähnt ist das nach dem Losfahren vorbei und wenn der Motor wärmer wird ist das Fahrgefühl nicht mehr ganz so zäh. Ich habe es auch schon bei diesen Temperaturen mit 100% Pöl probiert, aber da ist das Warmfahren auf dem ersten Kilometer sonderbar: Das Auto schaukelt sich auf und man muß immer zwischendurch die Kupplung treten, sonst hüpfe ich wie ein Känguruh durch die Gassen. Besonders schonend ist das für den gesamten Antrieb nicht, deshalb setze ich etwas RME zu, und schon ist der Zauber vorbei.
Die Diesel-Therm Heizung muß auch nun mehr als zwei Heizperioden arbeiten. Die Kontrollampe geht nach etwa 10km Fahrstrecke nicht mehr an, das heißt, daß der Thermofühler an der ESP erst dann dauerhaft 40° Celsius hat. Davon aber unbeeindruckt kommt schon nach 1km Fahrstrecke warmer Kraftstoff aus dem SWEP-WT. Mir gefällt das so ganz gut.

Die Zentrifuge

Der Jörg hat aus einer geschrotteten Ölfilterkombination und einer alten Hochdruckpumpe aus einer Gastronomie-Kaffeemaschine eine Zentrifuge für Öle gebaut. Die Zentrifuge ist wohl aus dem LKW-Bereich und zusätzlich zum Ölfilter eingebaut, die während der gesamten Betriebszeit anfallenden Partikel aus dem Öl abzentrifugiert. Das Ziel ist sichtbar: Das Motoröl soll so länger Partikelfrei bleiben. Die alte Kaffeewasserpumpe drückt nun mit 7 bar erhitztes Altöl durch den Filter und die Zentrifuge, danach läuft das Öl wieder in den Behälter zurück, aus dem es entnommen wurde. Das Öl muß wahrscheinlich mehrere Stunden lang stetig umgewälzt werden, damit es die Zentrifuge oft durchläuft. Die abzentrifugierten Partikel sammeln sich idealerweise im Zentrifugengehäuse und können ausgeleert werden. Die Zentrifuge wird durch den anliegenden Öldruck angetrieben und benötigt keine zusätzliche Hilfsenergie. Der Vorteil dieser Kostruktion ist das Durchlaufprinzip, man kann theoretisch eine unbegrenzte Flüssigkeitsmenge zentrifugieren. Das Zentrifugat sammelt sich im Gehäuse, die zentrifugierte Flüssigkeit fließt ab. Am interessantesten ist die Zentrifuge aber für Altöl von McD oder BK. Wir werden sehen. Das Zentrifugenprojekt ruht aber, weil wir noch genug Geld haben bereits gefilteren Brennstoff zu kaufen.

Die "Pölhöhle"

Januar 2002:
Carsten hat in Dortmunder Hafengebiet sein neues Treibstofflager eröffnet: "Die Pölhöhle"! Hier gibt es qualitativ erstklassiges Pflanzenölraffinat zu sensationell günstigen Preisen. Carsten ist im eigentlichen Sinne kein Händler, sondern nur Zwischenlagerist und Vermittler. Carstens Stoff ist so günstig, daß sich sogar die Anreise von Giessen nach Dortmund lohnt. Ich habe gleich auf dem Anhänger mein 600er IBC mitgebracht und gefüllt. Es gehen 660 liter rein, das reicht bis zum Sommer, ich sage:
"Auf Wiedersehen, Pölhöhle! Sowas gibt´s nicht alle Tage, ich komme wieder-keine Frage!"
Zum Mercedes gibt es zu sagen, daß er seit März 2002 wieder mit 100% Pöl betrieben wird und problemlos seine km abspult. Ich klopfe auf Holz....

Der Unfall

Der 06.06.2002 ist der letzte Tag meines 250D an dem er von mir benutzt wird. Ein verrückter Dichtauffahrer knallt mir an einer Einmündung hintendrauf und verwandelt mir meinen treuen Gefährten in einen Schrotthaufen. Ich komme gerade noch nach Hause, baue sämtlichen Pöl-Zusatzgeräte und meine HiFi-Anlage aus und verticke die verunfallte Karre nach Srebrenica in Bosnien. Dort wird er noch ein zweites Leben nach seinem deutschen Tode haben.

Aus, Ende. Heul, die viele Arbeit die darin steckte!

Der Nachruf 250D W124

Epilog:
Man muß trotz allen Ärgers aber das Gute erkennen: Ich bin unverletzt und habe schnell wieder ein offensichtlich brauchbares Auto gefunden: Einen W124 300TD aus erster Hand mit 209tkm. Das Pölen mit dem 300TD geht hier weiter!

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